»Nicht jedes Kind kommt super selbstbewusst auf die Welt«

Wie geht man mit einem Kind um, das sich nachts vor Monstern oder Einbrechern fürchtet? Der Kinderpsychiater Marcel Romanos sagt: Am wichtigsten ist es, die Ängste der Kinder ernst zu nehmen. Denn deren Überwindung gehört zu einer gesunden Entwicklung.

Mit etwa drei Jahren ist die Angst vor Dunkelheit oft am größten.

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SZ-Magazin: Wenn mein fünfjähriges Kind nachts Angst vor Einbrechern hat: Was kann ich tun, um ihm diese Angst zu nehmen?
Marcel Romanos: Als erstes sollten die Eltern sich fragen, ob sie deswegen selbst Angst haben. Häufig schaffen Eltern es in diesem Augenblick gar nicht, die Angst des Kindes rational einzuordnen, weil sie selbst eine gewisse Angstdisposition haben und sich nicht vorstellen können, dass die Furcht vor dem Einschlafen bei einem Kind meistens ganz normal ist. Darum überreagieren sie vielleicht.

Wenn ich keine solche Angstdisposition habe, bin ich trotzdem schnell mit meinem Latein am Ende. Denn dass Sätze wie »Ach, Hexen und Monster gibt es doch gar nicht« oder »Einbrecher werden schon nicht kommen« nicht sehr hilfreich sind, ist mir ja selbst klar. Was soll ich meinem Kind also sagen?
Wenn mein Kind Sorgen und Angst hat, ist es immer vernünftig, sich um es zu kümmern, ruhig zu bleiben, es ernst zu nehmen, nachzufragen, ob es selbst seine Ängste für berechtigt hält, ihm Mut zuzusprechen und zu sagen: »Ich bin fest davon überzeugt, dass du das schaffst.« Nicht ideal dagegen ist, selbst ängstlich zu reagieren oder alles zu bagatellisieren mit einem Satz wie: »Quatsch, da ist nichts.«