»Unglück muss man nicht in den Griff kriegen, Leiden schon«

Wenn Kinder Kummer haben, ist das für Eltern schwer auszuhalten. Deshalb gehen sie oft darüber hinweg. Doch Unglück ist wichtig für das Wohl des Kindes, sagt der Psychologe Claus Koch. Und erklärt, wie man den Zugang zu den eigenen Emotionen vermittelt.

Ist das eigene Kind unglücklich, haben Eltern oft den Reflex, sofort trösten zu wollen. Aber sollten sie das auch?

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SZ-Magazin: Herr Koch, Ihr Buch heißt Das Recht des Kindes, unglücklich zu sein. Wer spricht den Kindern dieses Recht denn ab?
Claus Koch: Wir leben in einer Gesellschaft, in der glücklich zu sein einen immensen Stellenwert bekommen hat. Glück ist so wichtig wie nie. Positives Denken, Konsum, der glücklich macht, die neoliberale Vorstellung, dass jeder für sich seines Glückes Schmied sei, die Suche nach permanenter Selbstoptimierung – diese Tendenzen sind sehr stark geworden. Uns wird die ganze Zeit suggeriert, dass das Glück greifbar nah ist, man muss es nur wollen. Und natürlich wollen Eltern, dass es ihren Kindern so gut wie möglich geht, dass sie meistens glücklich sind.  Sie würden alles tun, damit das so ist.