Gegen die Welle

Seit 15 Monaten bekämpft der Berliner Amtsarzt Patrick Larscheid die Pandemie. Er sagt Dinge, die niemand hören will – und besucht Tote, die niemand sehen will. Ein Blick auf einen Menschen, der unermüdlich sein muss.

Die Stadt schläft, einer wacht: Patrick Larscheid wartet im Auto auf seinen nächsten Einsatz als Leichenbeschauer.

Sein Weg ins Büro hat Züge einer Zeitreise, durch die Pandemie zurück. Er bricht nie ohne Blick auf die Zahlen auf, die dritte Welle, was machen die Mutanten. Er sitzt kaum im Auto, als erste Bittbriefe auf dem Diensthandy anbranden, Doktor, ein Impftermin. Er fährt durch Berlin, an Wänden die Parolen des Winters, »Masken runter!« und »Corona – Lüge«. Er grüßt den Wachmann am Eingang seines Amtes, der seit der zweiten Welle dort auf Posten steht, und steigt die Treppen empor, jeder Schritt eine Stufe, jeder Schritt ein Notizzettel an der Wand, der ein Detail der Seuche erklärt: Übertragungswege, Inkubationszeit, Tödlichkeit. So schulten sie während der ersten Welle, wenn Verstärkung kam: einmal die Stufen rauf, eine Einführung in Schritten. Er geht einen Gang entlang und tritt in sein Büro, auf dessen Türschild immer noch alles beim Alten ist.
– Gesundheitsamt –
Amtsarzt / Amtsleiter
Herr Larscheid