»Für tollen Hummus brauchst du drei Dinge«

Haya Molcho führt 13 Neni-Restaurants in ganz Europa – Juden und Muslime kreieren dort gemeinsam moderne Levante-Küche. Im Gespräch erzählt sie, wie respektvoll ihr Personal nach dem siebten Oktober miteinander umging, was sie an Tel Aviv vermisst und was prima in Schakschuka passt (Lieblingsrezepte inklusive!).

Haya Molcho führt gemeinsam mit drei ihrer vier Söhne Restaurants mit dem Namen Neni, den sie aus den Anfangsbuchstaben der Namen ihrer Söhne abgeleitet hat. Zuletzt hat sie das Kochbuch Italien im Brandstätter Verlag veröffentlicht.

Foto: Nuriel Molcho

SZ-Magazin: Frau Molcho, Sie waren neun Jahre alt, als Sie mit Ihren Eltern von Tel Aviv nach Bremen zogen. Haben Sie in Deutschland das Essen aus Israel vermisst?
Haya Molcho: Ich bin in Israel geboren, ich habe Hummus als Muttermilch bekommen. Als Kinder haben wir auf dem Weg zum Strand von einem Kiosk immer einen Teller mit frischem Hummus mitgenommen. In Bremen blieb Hummus für mich die Erinnerung an meine Kindheit. Hummus esse ich immer noch jeden Tag.

Ukrainer und Russen haben sich lange darüber gestritten, wer den Borschtsch erfunden hat – es waren wohl Ukrainer. Auch zwischen Israelis und Palästinenser hat es schon Streit gegeben, wem eigentlich Hummus gehört.
Natürlich. Man kann zwischen der Küche des Nahen Ostens und der israelischen Levante-Küche unterscheiden. In den Fünfzigerjahren kamen Hunderttausende Zionisten nach Tel Aviv, so wie meine Eltern aus Rumänien. Und die Juden haben ihr Essen mitgebracht und sind auf Einflüsse aus Palästina, dem Libanon, Jordanien, Persien gestoßen. Wir haben alles miteinander kombiniert, die Küche unserer Eltern mit der Küche des Nahen Ostens, diese Mischung ist die Levante-Küche. Zum Beispiel bin ich mit Kraut aufgewachsen, das hat meine Mutter in Israel aus Sehnsucht nach Rumänien gekocht. Ich habe dann aber Krautrouladen mit angebranntem Kraut und Lamm statt Schwein und Bulgur statt Reis gemacht. Und Hummus mit Roter Bete. Ich habe also Originalrezepte aus Palästina, Libanon, Jordanien hundertprozentig übernommen und mit europäischen Lebensmitteln kombiniert – das ist der Unterschied zwischen israelischer Küche und der arabischen des Nahen Ostens. Aber von wem was kommt, ist letztlich egal. Baba Ganoush ist libanesisch, steht aber genauso auf meiner Speisekarte, auch damit bin ich aufgewachsen.