»Ich war immer bereit zu scheitern«

Sexiest Man Alive, rote Teppiche, Partys am Comer See, ja, ja. Aber das sind nicht die Themen, für die sich George Clooney wirklich interessiert. Ein Gespräch über menschliche Selbstzerstörung und den tieferen Sinn seiner Arbeit.

Vorhang zu: Dass Clooney seinen neuen Film nicht im Kino zeigen kann, nimmt er vergleichsweise sportlich.

Foto: Anette Nantell/Dagens Nyheter/TT/Sipa USA

SZ-Magazin: Herr Clooney, gibt es Momente, in denen es nervt, George Clooney zu sein?
George Clooney: 
Ich komme ganz gut damit zurecht, wieso?

Als Regisseur machen Sie ambitionierte Filme, Sie sind seit Jahren politisch aktiv – aber wenn Sie, wie gerade vor ein paar Tagen wieder, im Frühstücksfernsehen kurz etwas über Ihren Heiratsantrag sagen, dann schafft es genau dieses Thema tagelang in die Zeitschriften und Zeitungen der ganzen Welt. Denken Sie manchmal, hey, ich habe doch hier auch andere Dinge zu erzählen?
Ach, ich bin schon so lange in diesem Geschäft, ich weiß doch, wie es läuft. Es ist so schön einfach, eine kleine Story daraus zu machen, wenn ich erzähle, dass ich mir die Haare selbst schneide. Es ist dagegen mehr Arbeit, sich mit den Geschichten auseinanderzusetzen, die jemand tatsächlich zu erzählen hat. Gestern habe ich Interviews über meinen neuen Film gegeben, per Zoom, immer zehn Journalisten auf einmal. Insgesamt 60 Leute an einem Tag. Vorher habe ich mit mir selbst gewettet, dass 25 Leute über das Haareschneiden reden wollen. Am Ende waren es 35. Das ist eben ein leichtes Thema. Und wissen Sie, was, sollen die Leute doch über meine Haare reden. Lustige Geschichten sind okay, es schadet nicht, wenn es mitten in der Pandemie auch mal was zu lachen gibt.