»Es macht die Leute verrückt, wenn man die Dinge so zeigt, wie sie wirklich sind«

Der Künstler Wolfgang Tillmans bespielt die wichtigsten Museen der Welt, nebenbei kämpft er für die Demo­kratie. Für das SZ-Magazin hat er die diesjährige »Edition 46« gestaltet. Ein Gespräch über Schaffenskrisen und die Freiheiten, die es zu verteidigen gilt.

Wolfgang Tillmans vor Paketen, auf denen sein einstiger Künstlername steht: Fragile.

Ob man noch warten könne? Wolfgang Tillmans habe sich kurz hingelegt. Kein Problem, es gibt Kaffee und Kekse in der Küche des Studio Tillmans in Berlin-Kreuzberg. Ein Nachmittag im Herbst, 15 Uhr. Eine Mitarbeiterin erzählt von ihrem neugeborenen Enkelkind. Zehn Minuten später steht Tillmans in der Küche. Kurze Sporthose, T-Shirt, die dunkelblauen Strümpfe bis unter die Knie gezogen. Am Vorabend hat er seinen Film Time Flows All Over präsentiert, eine Meditation über das Vergehen der Zeit. Danach sei man im »Kumpelnest 3000« gelandet, einer der legendärsten queeren Kneipen Berlins.