»Betroffene glauben, kranke oder schlechte Menschen zu sein«

Habe ich den Herd angelassen? Was, wenn ich jetzt von diesem Turm springe? Könnte ich meinem Kind etwas antun? Sogenannte Zwangsgedanken haben viele – ab wann aber sind diese gefährlich? Der Psychologe Thomas Hillebrand über die größten Tabu-Fantasien und die Frage, wie viele Menschen diese in die Tat umsetzen.

Was ist da nur in meinem Kopf los? Viele Betroffene fragen sich, ob sie wirklich umsetzen könnten, was sie denken.

Foto: Nathan Dumlao / unsplash

SZ-Magazin: Herr Hillebrand, bevor ich in den Urlaub fahre, drehe ich noch eine Runde durch meine Wohnung, um zu kontrollieren, ob die Fenster zu und der Herd ausgeschaltet sind. Ist das schon zwanghaftes Verhalten?
Thomas Hillebrand:
Nein. Eine Kontrollrunde, bevor man länger wegfährt, ist vollkommen normal. Zwanghaft wird es, wenn man 25 Runden dreht und quälende Fragen im Kopf kreisen, wie: »Habe ich auch genau genug geschaut?« Oder: »Ist der Herd vielleicht wieder angegangen, als ich mich umgedreht habe?« Beeinträchtigt zwanghaftes Verhalten den Alltag, könnte das auf eine Zwangsstörung hindeuten.