Warum ich mein Leben nach meinem Zyklus ausrichte

Früher ignorierte unsere Autorin, wenn ihr Körper während der Periode nach Ruhe verlangte – heute lebt sie radikal zyklusbasiert. Hier erklärt sie, was sich verändert, wenn man im Rhythmus der Menstruation arbeitet, isst und seine Freizeit gestaltet.

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Aufstehen, duschen und zur U-Bahn gehen kommt mir an diesem Morgen vor wie der Aufstieg zur Zugspitze. Und während mein Freund und ich sonst in aller Ruhe mit Frühstück und Nachrichten in den Tag starten, beginne ich die ersten Minuten am Tisch mit einem Streit über ein uraltes Thema: meinen Wunsch nach einem Hund. Während wir gerade noch debattieren, meldet sich schon mein Handy mit einer Push-Benachrichtigung. »Lutealphase«, steht da.

Meine Zyklus-App verschafft mir Gewissheit: Mein Körper bereitet sich auf die nächste Menstruation vor, es drohen schmerzende Brüste, Stimmungsschwankungen, Bauchschmerzen und generelles Unwohlsein. Früher hätte mich das überrumpelt. Geplagt von hormonellen Schwankungen versuchte ich, meine täglichen Aufgaben zu meistern. Schleppte mich trotz schmerzenden Unterleibs und großer Müdigkeit ins Büro, hielt das Uni-Referat oder quälte mich zum High-Intensity-Training. Mein Körper dankte mir das nicht, im Gegenteil: Die Periode wurde zu einer Zeit der Qual, physisch wie psychisch.