SZ-Magazin: Was für eine Beziehung hatten Sie in Ihrer Kindheit zur Kirche?
Dagmar Vacano: Ich komme aus einem evangelischen Elternhaus und es war normal, sonntags zur Kirche zu gehen. Fünfzigerjahre, alles ein bisschen karg, Jugendarbeit gab es eigentlich nicht. Meine Mutter war religiös eingestellt und hat uns jeden Morgen das Kalenderblatt mit der Tageslosung auf den Tisch gelegt. Als Heranwachsende hat mich das eher gestört.
Verspürten Sie eine Nähe zur Kirche oder zum Glauben?
Ich fühlte mich dazu gedrängt – und ging deshalb genau in die andere Richtung. Auch die Konfirmation habe ich eigentlich nur auf Druck mitgemacht. Der Konfirmandenunterricht war für mich langweilig und bestand hauptsächlich aus Auswendiglernen. Wenn ich das Gemeindeleben meiner Jugend in Berlin mit dem vergleiche, was ich heute in der Erlöserkirche in München erlebe – es liegen Welten dazwischen. So eine lebendige und zugewandte Gemeinde, wie ich sie jetzt habe, hätte ich mir damals auch gewünscht.