»Es gibt so viele Fragen, die ich nie gestellt habe« – »Geht mir auch so«

Ihre Väter kamen aus Deutschland und wurden in Hollywood als Filmregisseure weltberühmt. Sie selbst waren Kinderfreundinnen und sahen sich zuletzt vor fast 80 Jahren. Ein Wiedersehen zwischen Victoria Wilder und Nicola Lubitsch.

Victoria Wilder (linke Seite) hofft, bald die Kreuzfahrt zu machen, die sie wegen Corona verschieben musste. Nicola Lubitsch (rechts) hat keine große Lust mehr auf Reisen.

SZ-Magazin: Sie sprechen sich jetzt tatsächlich zum ersten Mal seit Ihrer Kindheit wieder und haben sich vor diesem Video-Termin nicht mal angerufen?
Victoria Wilder: Nein, das ist das erste Mal seit mehr als siebzig Jahren. Wir waren ganz klein, als wir uns zuletzt sahen.
Nicola Lubitsch: Ja, ich habe nachgesehen, irgendwo habe ich ein Foto von meiner Geburtstagsparty, als ich vier wurde, und ich habe dich lebhaft vor Augen, blonde Haare, Mittelscheitel. Dieses Bild habe ich mein ganzes Leben lang vor mir gesehen. Du trugst ein weiß-rosa Kleidchen. Und ich glaube, du bist ein Jahr jünger. Du warst drei, und ich war vier.
Wilder: Ja, ich bin Ende 1939 geboren.
Lubitsch: Richtig. Ich Ende ’38. Und dann habe ich noch eine lustige Erinnerung, es war bei dir zu Hause. Habt ihr in einem Canyon oder so gewohnt?
Wilder: Wir lebten draußen im Hidden-Valley.
Lubitsch: Jedenfalls erinnere ich mich an einen langen Korridor mit Fenstern hoch oben. Einmal hat da ein Silberlöwe reingeschaut.
Wilder: Daran erinnere ich mich nicht. Wir zogen bald von Hidden Valley nach Beverly Drive.
Lubitsch: Nun. Ich und auch viele andere Leute haben seit Jahren immer wieder nach dir gesucht. Wie toll, dass deutsche Journalisten dich jetzt ausfindig gemacht haben, Vicky.