SZ-Magazin: Sie sind Mutter eines Grundschulkindes und haben vor einem Jahr passend zur Corona-Pandemie, als die neuen Kontaktpersonen-Regeln aufgestellt wurden, eine WG mit mehreren Erwachsenen und Kindern gegründet. Wie kam es dazu?
Nora Tschirner: Ich halte das Konzept Kleinfamilie mittlerweile für fragwürdig. Dieses berühmte Zitat »It takes a village to raise a child« kommt nicht von ungefähr: es braucht wirklich ein ganzes Dorf, um ein Kind gut zu erziehen. Ich sehe überall komplett überlastete Beziehungsachsen. Sowohl zwischen Eltern und Kindern als auch innerhalb partnerschaftlicher Beziehungen herrscht zu viel Druck und Anstrengung. Ich habe meine WG sofort als eine Entlastung erlebt – für mich selbst und bei den anderen.
»Meine Depression war eine gesunde Reaktion auf ein krankes System«
Die Schauspielerin Nora Tschirner war depressiv, durchlief Therapie, stationäre Behandlung und nahm ein Jahr lang Psychopharmaka. Im Interview erzählt sie, was sie krank gemacht hat und warum das auch mit einer Branche zu tun hat, die Kunst machen will, aber Künstler und Künstlerinnen nicht achtet.