»Ich sage mit jeder Linie: Ich bin da«

Jürgen Krause zeichnet seit 22 Jahren täglich aus freier Hand ein kariertes Blatt Papier. Wieso macht man das? Über die hohe Kunst des geraden Strichs. 

Allein für den Wechsel vom sitzenden zum stehenden Zeichnen brauchte Jürgen Krause, 49, neun Monate, erst dann fühlte er sich sicher.

SZ-Magazin: Sie zeichnen seit 22 Jahren jeden Tag Linien auf weißes Papier. Auf den ersten Blick hält man das fertige Blatt für Karopapier aus dem Schreibwarengeschäft. Warum tun Sie das?
Jürgen Krause: Es gibt diesen Drang, immer eine nächste Linie, ein nächstes Blatt zu zeichnen. Ich sage mit jeder Linie: Ich bin da.

Was ist so faszinierend an einer Linie?
Eine gerade Linie aus der freien Hand zu ziehen scheint so einfach. Das ist ja noch nicht einmal das ABC des Zeichnens, sondern die Stufe vorher. Aber selbst da, wo es scheinbar nicht einfacher geht, eröffnet sich mir immer noch eine ganze Welt an Möglichkeiten. Bis heute jedenfalls zeigt sich mir dieses Tun als unerschöpflich.