»Viele unserer Probleme haben ihre Wurzeln in der technischen Beschleunigung von Bullshit«

Seit 26 Jahren leitet der Pulitzer-Preisträger David Remnick eine der erfolgreichsten Zeitschriften der Welt, den New Yorker. Ein Gespräch über die Zukunft des Journalismus in autoritären Zeiten.

Die USA hätten drei Dinge zum Weltkulturerbe beigetragen, erklärte der Schriftsteller Nicholson Baker einmal: den Film Manche mögen’s heiß, das iPhone und die Zeitschrift The New Yorker. Am 21. Februar 1925 gegründet als Postille für die bessere Gesellschaft Manhattans, gilt das mit Preisen überhäufte Magazin heute als Leuchtturm der liberalen US-amerikanischen Presse. Dorothy Parker schrieb darin über das Jazz-Age, Hannah Arendt über den Eichmann-Prozess. Zu den Literaten, die regelmäßig Kurzgeschichten im New Yorker veröffentlichten, zählten Nobelpreisträgerinnen und -träger wie Alice Munro und Ernest Hemingway. Unter der Leitung von David Remnick steigerte das Wochenblatt entgegen dem Branchentrend die Auflage und wurde investigativer: Seymour Hersh deckte systematische Folter im Gefängnis Abu Ghraib auf, Ronan Farrows Enthüllungen zum Fall Harvey Weinstein stießen die MeToo-Bewegung mit an. Remnicks Büro – bodentiefe Fenster, Wolkenkratzerblick – liegt im 23. Stock des One World Trade Center. Natürlich dreht sich das Gespräch anfangs nur um ein Thema.