»Um 10.15 Uhr haben wir geheiratet, um eins sind wir nach Cannes gefahren«

Eine Liebe fürs Kino: Die Eheleute Erika und Ulrich Gregor, 90 und 92, haben ihr Leben miteinander verbracht - und mit Filmen. Im Interview erzählen sie, welcher der wichtigste war, den sie in ihrem eigenen Kino gezeigt haben und wie die gemeinsame Leidenschaft sie vor Ehekrisen bewahrt hat.

Sie ganz nah vor dem Bildschirm, er hinter ihr: So schauen Ulrich und Erika Gregor heute ihre Filme. Im Kino dagegen sitzen sie immer in der ersten Reihe.

Gleich nach der Begrüßung schlägt Ulrich Gregor vor, sich in den Wintergarten zu setzen. Der Rest des Hauses sei so vollgestellt. Er führt vorbei am Arbeitszimmer, ins Wohnzimmer, überall stapeln sich DVDs und Bildbände, stellenweise fast bis unter die Decke. An manchen Türmen kleben Post-its, auf denen Orte oder Filmgenres vermerkt sind. Vor einem Fernseher stehen zwei dunkelrote Sessel, einer ganz nah. Daneben wartet Erika Gregor, den linken Arm auf eine Krücke gestützt.

Sie ist 90, er 92 Jahre alt. Seit 66 Jahren sind sie ein Paar, seit 64 Jahren verheiratet. Ihr gemeinsames Leben haben sie Filmen gewidmet. In den Sechzigerjahren begannen sie, Filmvorführungen in Westberlin zu veranstalten. 1970 eröffneten sie dort ihr eigenes Kino, das Kino Arsenal, ein Jahr später gründeten sie das Internationale Forum des Jungen Films, eine Sektion der Berlinale. An beiden Orten zeigten sie avantgardistische, oft gesellschaftskritische Filme, aus Deutschland, Frankreich, Japan, Polen. Jahrzehntelang waren sie Wegbereiter und Weggefährten vieler bedeutender Filmschaffender.