Nein, ein Hörgerät ist keine Brille für die Ohren

Nach einem medizinischen Eingriff ist unsere Autorin hörbehindert. Sie vernimmt kein Grillenzirpen mehr, Gesprochenes nur noch lückenhaft – trotz Hörgerät. Hier erzählt sie vom schmerzvollen Verlust, der Scham des Nicht-Verstehens und ungeduldigen Mitmenschen.

Viele Töne kann unsere Autorin nicht mehr wahrnehmen.

Foto: Unsplash/Anastasiya Badun

Im vergangenen Jahr feierte meine Schwiegermutter ihren 80. Geburtstag. Sie hatte ein Schiff gemietet. Auf dem Weg zum An­leger war mir beklommen zumute. Ich ahnte, dass es schwierig würde. Unter Deck nahmen wir Platz, 50 Menschen, lange Tische, ein enger Raum, das Boot dröhnte und stampfte, ich sah die anderen reden und fragte mich, was sie sagten.

Momente wie diese gibt es in meinem Leben immer wieder. Die Weihnachtsfeier in der Klasse meiner achtjährigen Tochter. Wir spielen Scharade. Mehrfach