Wir aßen in den Straßen

Der Anblick eines einsamen Corona-Essers entlockte unserem Kolumnisten neulich Gedanken zum Lockdown und dessen Lockerung.

Illustration: Dirk Schmidt

Neulich – es war ein Wetter, bei dem man kein Meerschweinchen vor die Tür gejagt hätte – begab ich mich zur Mittagszeit (wie immer seit einem Jahr) vom Büro in meine Wohnung, eine Strecke von 150 Metern, auf der ich fünf Lokale passiere. Und vor einer dieser Gaststätten, die – bis auf die komplett geschlossene Kneipe – Wegzehr (altes deutsches Wort für food to go) anbieten, sah ich etwas, das mir im Hirn steckenbleiben wird, bis ich dereinst in Demenz verlösche: einen gut gekleideten Mann, der eine Alumi­niumschale auf eine grau verschmierte Fensterblechbank gestellt hatte und aus diesem napfartigen Gefäß etwas Asiatisches heraus­gabelte, dabei dem aus tiefem Himmel herabnieselnden Weltengrau den Rücken zuwendend.