Wie ein krankes System Ärzte verschleißt

24-Stunden-Dienste, Druck und Fehler im Krankenhaus: Immer mehr Ärztinnen und Ärzte geben ihren Beruf auf. Die Geschichte eines Mediziner-Freundeskreises, von dem einige an ihrem Arbeitsalltag fast zerbrochen sind.

Elf Jahre nach Abschluss des Studiums arbeiten nur drei der fünf Freunde der Autorin als Ärzte und Ärztinnen. Nur eine in Deutschland, in Teilzeit.

Ganz am Ende sagt Henry: »Vielleicht bin ich selbst schuld. Ich bin zu schwach gewesen.« Bis eben hat mir Henry seinen Arbeitsplatz gezeigt, per Videotelefonat. Hat mich durch die Werkräume einer großen Schule geführt, wo er naturwissenschaftliche Experimente vorbereitet. Als eine Art Techniker und Hausmeister baut er die Versuchsanordnungen auf, die Lehrerinnen und Lehrer führen sie ihren Klassen vor. Am Ende unseres Telefonats schwenkt er seine Kamera zu ­einem Erste-Hilfe-Kasten an der Wand. »Den und hundert andere im Gebäude fülle ich ­regelmäßig auf«, sagt er.