Der Bürgermeister, der erst gefeiert und dann verfolgt wurde

Domenico Lucano integrierte Flüchtlinge wie kaum jemand sonst in Italien, sein Dorf blühte auf. Dann bedrängten ihn rechte Politiker und die Mafia, er landete fast im Gefängnis, wurde verbannt. Wie geht es ihm und seiner Idee heute?

»Schauen Sie sich im Dorf um, die Leute haben alle Interessanteres zu erzählen als ich!«, sagt Domenico Lucano, der Bürgermeister von Riace, der in ganz Italien berühmt ist.

Auf den ersten Blick ist hier alles Idylle. Die runde Piazza am Ortseingang von Riace, die »Bar Alessio« mit den Stühlen davor. Olivenbäume in silbriger Winterluft, die Hügel, die so schwungvoll in Richtung Küste abfallen, als wollten sie sich kopfüber ins Wasser stürzen, und dann, bis zum Horizont, dieser herrliche Meeresglanz.

Domenico Lucano kommt auf die Piazza gelaufen. Er telefoniert und gestikuliert dabei, als würde er ein unsichtbares Symphonie­orchester dirigieren. Als er auflegt, eilt eine Frau auf ihn zu, die