»Es gibt keine Beziehungen ohne Krisen und ohne Schmerzen«

Der Paartherapeutin Sonia Kaftan begegnen viele Menschen mit Vorstellungen von Liebe, die einer gesunden Beziehung im Weg stehen. Im Interview erklärt sie, welche Ideen besonders gefährlich sind, wie man sich von ihnen löst – und dass man Akzeptanz wie einen Muskel trainieren kann.

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SZ-Magazin: Frau Kaftan, welche Vorstellungen davon, wie eine Beziehung zu sein hat, begegnen Ihnen in Ihrem Arbeitsalltag? 
Sonia Kaftan: Am häufigsten begegnet mir die Vorstellung, dass der Partner oder die Partnerin alle erdenklichen Bedürfnisse zu erfüllen hat. Das ist aber eine völlige Überfrachtung meines Gegenübers. Es ist schlicht unmöglich, alle Bedürfnisse in einer Partnerschaft erfüllt zu bekommen. In solchen Fällen muss ich als Therapeutin die Erwartungshaltung herunterschrauben und den Beteiligten klarmachen, dass sie ihre Bedürfnisse auf mehrere Personen aufteilen müssen. Eine weitere Vorstellung, mit der Menschen zu mir kommen, ist, dass das rauschartige Verliebtsein zu Beginn einer Beziehung ewig anhält. Doch Gefühle verändern sich im Laufe einer Partnerschaft natürlich.