»Eine alleinstehende Frau ist immer das Opfer«

Die Schriftstellerin Malin Lindroth outet sich in ihrem Buch »Ungebunden« als unfreiwilliger Single – und fragt sich, warum das so schambehaftet ist. Ein Interview über gesellschaftliche Erwartungen, den Schmerz, nicht erwählt worden zu sein und tröstliche Erkenntnisse. 

Malin Lindroths autobiografisch-essayistisches Buch »Ungebunden« erscheint am 5. Oktober.

Foto: Ines Sebalj /Piper Verlag

Als junge Frau war Malin Lindroth verlobt und teilte den Haushalt mit einem Mann. Nach ein paar Jahren zerbrach die Beziehung. Nun ist die Schwedin Mitte 50 und blickt in ihrem autobiografisch-essayistischen Buch »Ungebunden« zurück auf 30 Jahre Single-Leben, unterbrochen von gelegentlichen unglücklichen Liebesgeschichten. Sie outet sich als unfreiwilliger Single. Auf der Suche nach ihrem Platz in der Gesellschaft entdeckt sie die alte Jungfer neu und reklamiert diesen Begriff für sich.

SZ-Magazin: Frau Lindroth, in Ihrem Buch »Ungebunden« erwähnen Sie eine Tante Tora, die unverheiratete Cousine Ihrer Großmutter. Was wissen Sie über sie?
Malin Lindroth: Nicht viel, und das sagt ja schon alles. Das ist der Fluch der Jungfernschaft: Man ist eine Person ohne Geschichte. Man lebt ein Nicht-Leben. Meine Mutter hatte viele Kleider, die Tante Tora genäht hatte, sogar ihr Hochzeitskleid hatte sie genäht. Die Kleider sind das, was von ihr geblieben ist. Darin bestand ihre Beziehung zu ihrer Familie.