»Pornografie spiegelt eine Art Grundbedürfnis des Menschen«

Ob Videokassetten, Online-Shopping oder Kryptowährungen: Ohne Pornografie wären viele dieser Technologien wohl kaum so erfolgreich. Der kanadische Kulturwissenschaftler Patrick Keilty forscht zu diesem Thema – und erklärt, warum auch unser Corona-Alltag durch die Pornoindustrie beeinflusst wurde.

Foto: istock/Juanmonino

SZ-Magazin: Herr Keilty, sie erforschen am Centre for Sexual Diversity Studies der Universität Toronto den Zusammenhang von Pornografie und technischer Innovation. Wo sitzen Ihrer Meinung nach die größeren Ideen: im Silicon Valley oder ein paar hundert Kilometer südlich im San Fernando Valley, dem Sitz der amerikanischen Porno-Industrie?
Keilty: Weder noch. Die wahren Innovatoren sind in einem unscheinbaren Bürogebäude in einem Vorort von Montreal in Kanada.

Warum?
Dort sitzt die Firma Mindgeek, die einige der größten und bekanntesten Porno-Seiten betreibt. Die Leute arbeiten teilweise an Dingen, die erst in ein paar Jahren im Mainstream ankommen werden. Denn vieles von dem, was im Zusammenhang mit Pornografie erfunden wird, prägt die Entwicklung von Technologie viel mehr als viele Menschen ahnen.