»Es gibt keinen perfekten Zustand der Selbstliebe«

Man kann erst geliebt werden, wenn man sich selbst liebt: Was ist an dieser Behauptung dran? Die Psychotherapeutin Christine Brähler erklärt, wie Selbstzweifel Beziehungen schaden – und man sich zu akzeptieren lernt.

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SZ Magazin: Frau Brähler, lieben Sie sich selbst?
Christine Brähler: Ja, aber das war harte Arbeit.

Wie haben Sie das geschafft?
Zum einen habe ich selbst eine Therapie gemacht, was empfehlenswert ist, wenn man selbst als Psychotherapeutin arbeitet. Zum anderen habe ich Selbstmitgefühl gelernt und bleibe da auch dran. Das bedeutet, dass ich immer, wenn ich ein Signal wie Scham oder weitere Signale bekomme, hinschaue und daran arbeite: Da ist ein Anteil in mir, den ich innerlich ablehne, der geliebt und akzeptiert werden will. Ich nehme dann Verantwortung für mein Wohlbefinden und gebe mir diese Akzeptanz und Wohlwollen selbst, anstatt zu hoffen, dass ich sie von anderen bekomme. Darauf zu hören, dann selbst dafür Verantwortung zu übernehmen und daran zu arbeiten, ist ein langer Prozess. Mich selbst zu lieben hat vielleicht fünfzehn Jahre gedauert, aber jeden Monat kam ich dem näher.