»Wir sollten uns die Freiheit bewahren, unser Verlangen auszudrücken«

Die französische Schrift­stellerin Catherine Millet erklärt, was so schwierig daran ist, einen Orgasmus in Worte zu fassen – und wem das bisher am besten gelungen ist.

Catherine Millet, 71, ist Journalistin, Kunst-Expertin und Sex-Expertin, und hat ihr erstes Geld als Vertreterin für amerikanische Schönheitsprodukte verdient.

Foto: Lea Crespi/LUZ/fotogloria

SZ-Magazin: Sie schreiben über Gruppensex auf einem Supermarktparkplatz in einem Pariser Vorort. Sie schreiben über die Affäre Ihres Mannes und die Frau, die er geschwängert hat. Sie schreiben von den Schlägen Ihres Vaters. Gibt es etwas, was Ihnen zu intim ist, um darüber ein Buch zu schreiben?
Catherine Millet: Also, Sex, Intimitäten des Körpers machen mir nichts aus, darüber kann ich gut schreiben. Aber die Intimität von Gefühlen fällt mir schwerer preiszugeben. Mein Buch Das sexuelle Leben der Catherine M.ist ein gutes Beispiel. Es gibt darin praktisch keine Gefühle. Über Gefühle schreiben kann ich nur mit zeitlichem Abstand. Die Sache, von der ich erzähle, muss abgeschlossen sein.