Kaffee und Zigaretten

Etgar Keret mit Vater und Sohn. In Die sieben guten Jahre schreibt er über die gemeinsame Zeit.
Foto: Jonathan Bloom
Als ich sechs Jahre alt war, arbeitete mein Vater im Imbissstand eines Schwimmbads, nicht weit vom Strand in Tel Aviv. Er ging jeden Morgen um halb sechs zur Arbeit, ist zwei Kilometer geschwommen, hat sich in den warmen Duschen der Dauerkartenbesitzer geduscht und angefangen zu arbeiten. Nach Hause kam er erst wieder um neun am Abend, immer müde, aber zufrieden. Vierzehn Stunden am Tag, sieben Tage die Woche – packte er Getränkekartons aus, röstete Toasts und machte Kaffee in spiegelblanken
Noch Jahre später beharrte mein Vater darauf, dass das die beste Zeit seines Lebens war, und er beschrieb immer sehnsüchtig, wie die Salzluft, die vom Meer her blies, sich in seinen Lungen mit dem starken Geruch des Kaffees und der importierten Zigaretten vermischte, die er dort verkaufte. Kaffee, Meer und Zigaretten waren die drei Dinge, die mein Vater am meisten liebte.
Für mich war das eine weniger glückliche Zeit. Wenn mein Vater von der Arbeit zurückkam, lag ich schon im
Abgesehen vom Kälteschock, den ich jeden Tag abbekam, wenn ich ins kalte Wasser ging, erinnere ich mich an nichts
Als ich neun war, wechselte mein Vater die Arbeit. Er musste nun nicht mehr in aller Früh aufstehen, und
Als ich 43 war, entdeckten sie bei meinem Vater Krebs. Es war ein Krebs an der Zungenwurzel, das Ergebnis
Jeden Montag brachte ich ihn zur Physiotherapie, und während wir in der Praxis der Physiotherapeutin mit der mitfühlenden Stimme
Am Schluss der Behandlung zeigte mir die Physiotherapeutin jedes Mal wieder, wie ich den Arm meines Vater halten sollte,
An einem Montag, nach der Physio, als wir an dem Café Ecke Shlomo Hamelech und Arlozorov vorbeikamen, schlug mein
»Ich weiß«, sagte mein Vater und klopfte mir auf die Schulter, »aber du kannst.«
Wir setzten uns draußen an
Bis der Kaffee kam, schwiegen
Nach ein paar Minuten kehrte
Angenehmer Dampf stieg von meinem
Das war nicht möglich. Ich
Aber da waren wir, saßen
Der kochend heiße Kaffee glitt
»Gar keine Frage«, lächelte er
Übersetzung aus dem Hebräischen: © Barbara Linner, 7/2020