»Arbeit wird schnell zu einer Sucht«

Der belgische Designer Dries Van Noten macht vieles anders in der Modewelt. Seine Marke ist so erfolgreich wie nie – und trotzdem hört er jetzt auf. Ein Gespräch über den Abschied zum richtigen Moment und den Auftritt eines Models, der ihn bis heute quält.

Foto: Alexandre Guirkinger

Dries Van Noten trägt seine übliche Uniform, in der er immer eher wie ein engagierter Physiklehrer wirkte als ein Modedesigner: blauer Pullover, beigefarbene Chinohose, braune Loafer. Der 66-Jährige sitzt in seinem Pariser Showroom, wo seine letzte Kollektion zu sehen ist, die er Ende Juni auf ­seiner letzten Fashion Show präsentiert hat. Es war seine 129. Modenschau, passenderweise eine Männerkollektion – wie auch seine erste vor 38 Jahren. Van Noten sieht müde aus, aber zufrieden.

SZ-Magazin: Herr Van Noten, bei Ihrer letzten Show versammelte sich die gesamte Modebranche am Laufsteg, viele hatten Tränen in den Augen, alle im Saal schienen Ihren Abschied zu bedauern. Bereuen Sie Ihre Entscheidung aufzuhören schon?
Dries Van Noten: Nein, gar nicht. Aber ich werde bestimmt Zeit brauchen, diesen Moment zu verarbeiten. Vielleicht erwartet mich ja eine Zukunft, die sogar noch spannender wird. Abschiede tun manchmal weh, aber sie öffnen auch Türen.