Gewalt, Putin, Hakenkreuze, Potenzmittel

Wie frei dreht das ­russische Staats­fern­sehen im Krieg? Der US-Schriftsteller Gary ­Shteyngart hat für uns einen fünftägigen Bildschirmmarathon mit den drei großen russischen TV-Sendern unternommen, Ekel und Entsetzen inbegriffen.

Fünf Tage lang sah sich der Autor Gary Shteyngart das Programm dreier ­russischer Staatssender an – keine leichte Aufgabe.

In der Woche nach Silvester 2014 wurde ich Gegenstand eines Experiments, das vom New York Times Magazine durchgeführt wurde. Sieben Tage lang, so lautete die Vereinbarung, sollte ich in einem Hotelzimmer bleiben (das ich täglich nur für einen kurzen Sprung in den Pool verließ) und russisches Staatsfernsehen gucken. Vor meinem Bett waren drei Monitore aufgestellt, auf denen durchgehend die staatlichen Sender Kanal Eins und Rossija-1 sowie das Gazprom-­eigene NTW liefen. Am Ende meines Aufenthalts hatte ich mich von einem unbe­kümmerten Romancier in eine quietschende Wüstenrennmaus verwandelt, die psychisch angeschlagen war und kaum noch wusste, was Realität war.