»Wir sind im Bürger­krieg«

Der amerikanische Schauspieler Bill Murray und der deutsche Cellist Jan Vogler sind Freunde. Jetzt haben sie ein gemeinsames Album aufgenommen. Wir haben mit ihnen über die USA gesprochen - das Land, das für beide viel mehr ist als ihr Zuhause.

Zwei, die wissen, wie man einander die Bälle zuspielt: Jan Vogler und Bill Murray auf einer Dachterrasse, 17 Etagen über Manhattan.

Foto: Pari Dukovic

SZ-Magazin: Sie beide haben zusammen eine Platte aufgenommen, auf der Sie US-Literatur von Walt Whitman, James Fenimore Cooper, Ernest Hemingway und Mark Twain mit Bach, Schubert und Gershwin kombinieren: Jan Vogler spielt Cello, Bill Murray rezitiert und singt. Wir wussten gar nicht, dass Sie auch singen, Mister Murray.
Jan Vogler: Das wusste ich auch nicht. Und dann habe ich Bill in der Neuverfilmung des Dschungelbuchs als Balu gehört und war baff. Bärenstarke Stimme.
Bill Murray: Na ja, in der Badewanne singe ich schon länger. Als ich Anfang der Siebzigerjahre in Chicago als Schauspieler anfing, mit Anfang zwanzig, wohnte ich in einem winzig kleinen Studio in einem schäbigen Apartmenthotel, vielleicht 15 Quadratmeter, dazu ein kleines Bad. Schlimme Gegend, Englewood, aber mein Haus war das letzte am Rand des Ghettos, und ich hatte einen freien Blick auf die Skyline von Chicago. Ich schaute jeden Tag auf drei Wolkenkratzer, die drei symbolisierten meine drei Lebenssäulen. Der eine stand für meine Seele, der zweite für meine Karriere, der dritte für mein Privatleben. Ich bin in die Badewanne, habe den Klassiksender im Radio an­gedreht - und diese Musik, viel Mozart und Beethoven, hat in mir den Kreativen geweckt. Ich fühlte, ich muss etwas im Leben schaffen, was bleibt. Wenn Musik eine solche Schwingung in mir entfachen kann, dachte ich, dann bin ich auf dem richtigen Weg.