Turnschuhe, Süßigkeiten, Tiefkühlpizzen, Paketversand, Flugreisen oder Marmelade – all das kann man heute unter der Bezeichnung »klimaneutral« kaufen. Auch die Fußballweltmeisterschaft der Männer in Katar soll bei 30 Grad in der Wüste gerade klimaneutral stattfinden. Wie ist das möglich?
Meistens so: Firmen kaufen Zertifikate von Klimaschutzprojekten in Ländern wie Peru oder Indien, um damit schädliche CO2-Emissionen auszugleichen. Klingt erstmal gut in den Ohren der Käuferinnen und Käufer, die möglichst klimaschonend einkaufen möchten. Oder? Das Gewissen ist jedenfalls beruhigt.
Das Problem: Als Verbraucher ist es kaum möglich zu durchschauen, was all die Labels und Zertifikate bedeuten – geschweige denn, wie viel CO2 tatsächlich bei der Herstellung der jeweiligen Waren entsteht. Verschiedene Recherchen haben zudem gezeigt, dass etliche der Kennzeichnungen, mit denen Unternehmen sich und ihre Produkte als klimaneutral deklarieren, unseriös sind. So können sich Firmen die entsprechenden Labels besorgen, ohne dafür Belege ihres ökologischen Fußabdrucks vorlegen oder Emissionen reduzieren zu müssen. Dem Verein Foodwatch zufolge, der vor Gericht gegen die Verwendung der Begriffe wie »klimaneutral«, »CO2-neutral« oder »klimapositiv« vorgeht, können sich Hersteller unökologischer Produkte »mit dem Kauf von CO2-Gutschriften fragwürdiger Klimaprojekte ganz einfach klimafreundlich rechnen«.