Da fließt direkt unter Lino Landos Balkon der Rio de la Verona, ein Seitenarm des Canal Grande, aber Lando tritt kaum noch hinaus. In den dreißig Jahren, die er hier mit seiner Frau lebt, haben beide nur einen Abend auf dem Balkon verbracht, sagt Lando. Das liegt, wie so oft in Venedig, an den Touristen. Denn der Rio de la Verona gehört zur Stammstrecke der Gondolieri, und deshalb fahren vor allem an Sommerabenden Dutzende der schwarzen Gondeln an dem Haus vorbei, in dem Lando wohnt. Und weil Touristen es lieben, wenn die Gondolieri Lieder schmettern, wurde es ihm zu laut. Das ständige O sole mio ging ihm schwer auf die Nerven. Also seither Balkontür zu, für immer. Es bleibt der Blick aufs Wasser. Ohne Wasser um sich herum will Lando nicht leben.
Ist Venedig noch zu retten?
Die Stadt zählt Abermillionen Touristen, doch Einheimische leben dort kaum noch. Eine Ausnahme ist Lino Lando. Er versucht, modernde Palazzi vor dem Untergang zu bewahren.