»Wir ­hatten ­öfters etwas turbulente Zeiten miteinander«

Sie kommen aus berühmten, aber völlig unter­schiedlichen Familien, haben einander zweimal ­geheiratet und dann zusammen Fach­bücher ­geschrieben, die mit ihren eigenen Fachgebieten überhaupt nichts zu tun haben: Christine und Frido Mann im Gespräch.

Das Ehepaar Mann ­lebt in einer gemeinsamen Wohnung in München-Schwabing – mit getrennten Arbeitszimmern.

SZ-Magazin: Herr Mann, Sie waren der Lieblingsenkel des Schriftstellers ­Thomas Mann, bei dem Sie viele Jahre Ihrer Kindheit lebten. Frau Mann, Sie sind die Tochter des Physikers Werner Heisenberg, der die Unschärferelation und damit das wesentliche Gesetz zum Verständnis der Quantenphysik formuliert hat. Hat Sie Ihre jeweilige Familiengeschichte eher angezogen oder abgeschreckt?
Frido Mann: Ich fand den führenden Physiker in Deutschland schon imposant.
Christine Mann: Bei mir weder noch. Fridos Familienname sagte mir nicht viel.

Sie haben gemeinsam ein Buch über die Quantentheorie veröffentlicht und ­darüber, wie sie das menschliche Selbstverständnis in der Psychologie, der ­Biologie, der Medizin und Soziologie verändert. In einem Nebensatz vermuten Sie, dass auch die sogenannte Liebe auf den ersten Blick durch überein­stimmende molekulare Schwingungen der Verliebten verursacht wird. War es bei Ihnen beiden Liebe auf den ersten Blick?
Frido Mann: Das lässt sich nach so langer Zeit schlecht sagen. 55 Jahre ist das her. Zwischen uns bestand zuerst eher eine gewisse Anspannung.
Christine Mann: Wir haben uns im Griechisch-Kurs in München gesehen und erst mal kaum Notiz voneinander genommen.
Frido Mann: Ich schon ein bisschen. Der Kurs morgens um acht hatte nur wenige Teilnehmer, Christine saß hinter mir. Zweimal die Woche. Im Oktober 1964 begann der Kurs, ich war 24, sie 20, aber noch vor Weihnachten habe ich sie vor einer Vorlesung des Theologen Karl Rahner angesprochen.
Christine Mann: In einem dunklen Flur. Das Bild habe ich noch vor mir.