SZ-Magazin: Sie kritisieren, dass Asexualität in Medien oft klischeehaft dargestellt werde.
Carmilla DeWinter: Wir müssen leider immer noch froh sein, wenn überhaupt etwas in die Richtung gezeigt wird. Und wenn etwas gezeigt wird, ist das häufig so ein Fragezeichen: Sherlock Holmes aus der BBC-Serie zum Beispiel konnte man als asexuell interpretieren. Der Schauspieler, Benedict Cumberbatch, sagte, er habe ihn so gespielt. Aber dann kam wieder der Produzent und winkte ab – Sherlock Holmes sei nicht asexuell. Oder aber wir sehen asexuelle oder aromantische Menschen, die mit ihrer Karriere verheiratet sind, oft in sozialen Situationen anecken oder gleich als gefühllos oder roboterhaft gezeichnet werden, wie etwa Sheldon Cooper aus der Serie »Big Bang Theory«.
Jasmin Dreyer: Für Asexualität gibt es auch überhaupt keine visuelle Sprache – höchstens diese Archivfotos von unglücklichen Paaren, von denen einer im Bett liegt und der andere in sich zusammengesunken auf der Bettkante kauert. Es gibt keine Comics, nichts. Wir befinden uns immer noch auf diesem Lexikon-Niveau, auf dem wir Asexualität und Aromantik erst einmal definieren müssen. Ich wünsche mir, dass es irgendwann kein Thema mehr ist, wenn ein Charakter in einem Buch oder Film asexuell ist oder sogar mehrere – oder eben man selbst.
Woran erkennt man Asexualität?
Wer mit Sex wenig anfangen kann, gilt schnell als verklemmt. Dabei gibt es viele Formen der Anziehung. Carmilla DeWinter, Autorin und Aktivistin, und Jasmin Dreyer, Illustratorin, sind beide asexuell. Ein klärendes Gespräch.