»Eine junge Hausfrau und Mutter wird oft als Provokation empfunden«

Sandra sieht sich als Feministin – und hat trotzdem entschieden, sich langfristig um den Haushalt und die drei Kinder zu kümmern, während Leonardo das Geld verdient. Hier erzählen die beiden von zu bügelnden Hemden, Konfliktthemen und der Liebe.

Leonardo (40) und Sandra (37) leben in der Schweiz und haben drei Kinder, sechs, acht und knapp zehn Jahre alt.

Foto: privat

Leonardo: Wir haben uns am 15. Oktober 2009 kennengelernt und am 15. Oktober 2010 geheiratet. Im April 2011 kam unser erster Sohn zur Welt. Das ging alles recht schnell bei uns. Wir haben uns in einem Bus zum ersten Mal getroffen. Sandra hat mich so intensiv angeschaut, dass ich einfach mit ihr aussteigen musste – obwohl es noch gar nicht meine Haltestelle war. Unser erstes Date dauerte 14 Stunden: vom Frühstück morgens bis zum Kino abends. Wir hatten zwar wenig Paarzeit vor den Kindern, aber das Gute daran ist, dass wir nie das Gefühl hatten: Wir müssen durch die Kinder etwas aufgeben. Wir haben uns direkt ins Abenteuer Familie gestürzt und trotzdem uns als Paar nie verloren. Wir teilen die Freude am Wissen, am Lernen, wir lieben die Kultur, gehen gerne ins Museum oder schauen Filme. Wir interessieren uns für das Weltgeschehen und wir können uns bis heute sehr, sehr gut unterhalten. Charakterlich sind wir sehr unterschiedlich. Sandra behauptet immer, mein Selbstvertrauen sei riesig. Ihres ist das nicht, obgleich sie jeden Grund dazu hätte. Aber ihre Persönlichkeit ist zurückhaltender, ich bin aktiver und nehme mehr Raum ein, es ist der schönste und stressigste Job, den ich mir vorstellen kann.