Auf ein Glas Wein mit Moderatorin Andrea Ballschuh

Seit sie mit elf Jahren das erste Mal als Kinderansagerin im DDR-Fernsehen auftrat, gehört die Moderation zu Andrea Ballschuhs Leben. Die Fernseh- und Radiomoderatorin ist im Osten Berlins aufgewachsen und konnte sich nie vorstellen, in einer kleineren Stadt zu wohnen. Heute lebt sie in Mainz und ist dort fest verwurzelt. Theresa Olkus hat sie in ihrem Zuhause auf ein Glas Winzersekt getroffen.

Moderatorin Andrea Ballschuh ist im Osten Berlins aufgewachsen und lebt heute in Mainz. Foto: Lucas Pretzel

Theresa Olkus: Neun Uhr morgens ist eigentlich eine ungewöhnliche Zeit, sich auf ein Glas Wein zu treffen...
Andrea Ballschuh: In der Tat. Normalerweise trinke ich auch so früh am Morgen keinen Wein (lacht). So häufig trinke ich Wein auch gar nicht, alleine zuhause ohnehin nicht. Aber wenn ich in Gesellschaft bin, dann liebe ich es. Dann kann ich eigentlich kaum ohne Wein, weil es für mich wirklich ein Genuss ist.

Ich dachte, wenn schön so früh – dann machen wir einfach ein „Sektfrühstück“ und habe einfach mal etwas Prickelndes mitgebracht, eine Cuvée aus Burgunderrebsorten.
Aaah! Wobei ich ja bei Sekt inzwischen sehr zurückhaltend bin, weil er für meine Verhältnisse oft zu viel Zucker hat.

Als ich mich informiert habe, was du gerne trinkst, wurde mir gesagt: „Hauptsache es hat wenig Zucker“. Daher habe ich mich für das trockenste entschieden, was es im Sektbereich gibt: Ein Winzersekt „Zero Dosage“ – der tendiert sogar in Richtung null Gramm Zucker pro Liter.
Wow! Großartig! Wie gesagt, normalerweise trinke ich nicht so gerne Sekt, weil es häufig süß ist und mir oft zu stark prickelt, aber der hier ist ganz feinperlig. Damit hast du mir jetzt einen Gefallen getan. Ein Genuss! Da habe ich durch dich jetzt etwas Neues entdeckt.

Das freut mich. Bist du jemand, der morgens früh aufsteht und sehr aktiv ist?
Ich stehe durch meine Tochter, die jetzt zehn ist, zwangsläufig früh auf. Blöderweise ist sie noch nicht in dem Alter, dass sie am Wochenende lange schläft. Somit schlafe ich eigentlich kaum noch aus. Ich bin jemand, der morgens sehr viel mehr Energie hat als abends. Wenn ich also kreativ sein muss, sollte ich alles Kreative am Morgen erledigen.

„Ich bin jemand, der morgens sehr viel mehr Energie hat als abends. Wenn ich also kreativ sein muss, sollte ich alles Kreative am Morgen erledigen". Foto: Lucas Pretzel

Du lebst inzwischen in Mainz – begegnest du Wein hier sehr häufig oder bist ab und zu mal in den Weinbergen unterwegs?
Ich wäre gerne in den Weinbergen unterwegs, habe aber leider in den letzten Jahren zu wenig Zeit dafür gehabt. Was an mir liegt – ich könnte mir ja mehr Zeit und öfter mal frei nehmen. Aber klar, hier in Mainz gibt es jeden Samstag das Marktfrühstück, wo oft Wein getrunken wird. Sogar bei meinem Stammoptiker wird hier immer Wein angeboten. Die Stadt hat schon etwas „weinseeliges“ und es gibt hier wirklich guten Wein.

Das heißt, du bist schon richtig zusammengewachsen mit der Stadt?
Ja. Wobei das gar nicht so selbstverständlich ist, weil ich aus Berlin komme. Berlin ist groß, laut, dreckig – das können viele gar nicht haben, aber für mich ist das ganz normal. Ich habe immer gedacht, ich möchte nie in eine kleinere Stadt als Berlin. Dann kam ich nach Mainz und fühle mich hier nun total wohl. Es ist eine Universitätsstadt, es gibt viele junge Leute, viel Kultur und man kann viel auf Konzerte gehen. Das war mir wichtig.

"Ich habe immer gedacht, ich möchte nie in eine kleinere Stadt als Berlin. Dann kam ich nach Mainz und fühle mich hier nun total wohl."  Foto: Lucas Pretzel

Welche Konzerte besuchst du gerne?
Ich bin ein sehr großer Fan von deutscher Pop-/Rockmusik. Ich höre mehr deutsche als englische Musik. Ich mag Pohlmann sehr gerne. Ich könnte heulen, wenn er anfängt zu singen. Aber auch Johannes Oerding und Laith Al-Deen. Ich glaube, ich bin beim Radio gelandet, weil ich Musik so liebe.

Stimmt – und du machst ja nicht nur Radio und Fernsehen, sondern bist auch Autorin, hast einen eigenen Podcast, bist Mutter... Wie schafft man das alles?
In der Tat frage ich mich das häufig, weil ich kein gut strukturierter Mensch bin. Eigentlich bin ich eher etwas chaotisch veranlagt. Irgendwie kriege ich es dann aber immer hin. Ich bin eine, die unter Druck ganz gut arbeiten kann und Dinge kurzfristig fertigstellt.

"Ich bin eine, die unter Druck ganz gut arbeiten kann und Dinge kurzfristig fertigstellt." Foto: Lucas Pretzel

Gemeinsam mit Fabienne Bill hast du das Buch „Zucker is(s) nicht!“ geschrieben. Wie kamst du zum Thema Zuckerverzicht?
Ich war wirklich zuckersüchtig. Meine Schwester hat mich früher sogar „Fettu“ genannt, weil ich so gerne Süßes gegessen habe und hat mich damit ein wenig aufgezogen. Heute ist das nicht mehr so. Es brauchte aber einen Besuch beim Arzt, der mir die Augen geöffnet hat. Er hat mir damals eine Fettleber diagnostiziert, die scheinbar 40 % aller Deutschen haben. Damals bin ich aus allen Wolken gefallen und konnte gar nicht anders, als eine Art Entzug zu machen.

War dieser Zucker-Entzug sehr schwierig für dich?
Ja, schon. Anfangs hatte ich starke Kopfschmerzen, Händezittern und hatte das Gefühl, dass ich echt schwach bin. Dass ich Zucker brauche, war aber immer nur in meinem Kopf. Nachdem die erste Woche um war, wurde es dann immer einfacher. Die Heißhunger-Attacken blieben aus und ich hatte wieder die Kontrolle und Bestimmung darüber, was ich essen möchte. Deshalb möchte mit dem Buch den Menschen helfen und sie aufklären.

Hat sich, was die Süße angeht, dein Geschmackssinn seither stark verändert?
Ich merke sofort, wenn irgendwo auch nur ein bisschen Zucker drin ist. Deshalb freue ich mich auch so über den Sekt, den du mitgebracht hast. Mir war Sekt häufig zu süß, sodass er mir dann nicht mehr geschmeckt hat.

Tückisch ist aber auch, dass „trocken“ beim Sekt nicht unbedingt herb, sondern eher etwas mit Restzucker ist. Wenn man einen herben Sekt möchte, greift man lieber auf brut, extra brut oder sogar brut nature zurück. Das ist anders als beim Wein und für viele Leute irreführend, glaube ich.
Deshalb finde ich es auch toll, den Sekt oder Wein beim Weinhändler zu kaufen. Dort kann ich mich nämlich beraten lassen und vor allem kann ich es probieren. Für mich ist Weintrinken ein Genuss, deshalb möchte ich auch guten Wein haben. Das erlaube ich mir dann auch, denn beim Wein kann ich auf zugesetzten Zucker verzichten. Wenn ich ein Glas trockenen Weißwein trinke, jage ich deshalb meinen Blutzuckerspiegel nicht nach oben.

Also trinkst du auch lieber Weiß- als Rotwein?
Ja, meistens! In 80 Prozent aller Fälle trinke ich eher Weißwein. Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich von Rotwein müde werde. Vielleicht rede ich mir das aber auch nur ein (lacht). Rotwein ist für mich eher ein Getränk für den Winter oder zu Wild.

Theresa Olkus und Andrea Balluschuh machen es sich bequem auf der Couch. Foto: Lucas Pretzel

Zur dritten Folge: Auf ein Glas Wein mit Marco von Wanda
Zur zweiten Folge: Auf ein Glas Wein mit Sterneköchin Julia Komp
Zur ersten Folge: Auf ein Glas Wein mit Max Herre

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