»Wir werden dumm, wenn wir Angst haben«

Draußen trägt Doris Dörrie inzwischen eine Schutzmaske. In der sechsten Folge ihres Coronatagebuchs beschreibt sie, warum die Reaktionen sie oft fassungslos machen – und was sie irgendwann mit dem miesen Klavierklimperer in ihrem Haus anstellen wird.

    Doris Dörrie ist Regisseurin und lebt in München.

    Foto: Brauer Fotos

    Alle Folgen des Coronatagebuchs

    Künstlerinnen, Ärzte, Pfleger, Seelsorgerinnen, Prostituierte: Für das SZ-Magazin schreiben interessante Persönlichkeiten #Coronatagebuch. Alle Folgen finden Sie hier.

    Es gibt Lockerungen, aber ich bin nicht locker. Im Gegenteil. Ich habe mich bisher für einigermaßen tolerant gehalten, aber damit ist jetzt Schluss. Der miese Klavierspieler im Haus, der von morgens bis abends vor sich hin klimpert, lebt gefährlich. Irgendwann hau’ ich ihm (oder ihr? – wieso nehme ich an, es sei ein Mann?) den Klavierdeckel auf die Tatzen. Wenn ich nur wüsste, wo er wohnt. Über, unter, neben mir? Ich kann es nicht orten. Möchte im Hausflur herumschleichen und das Ohr an die Türen legen, so sehr regt er mich auf.