Das Dichten muss es richten

Ein soziales Medium ohne Hass und Wut – wie könnte das gehen? Hier könnte eine fast in der Versenkung verschwundene Literaturgattung wieder aktuell werden.

Illustration: Dirk Schmidt

Ich gehe über die Straße, ein Nachbar grüßt. Er drückt mir einen Zettel in die Hand. Darauf steht, wie ich später lese, ein Gedicht. Es freut mich, ein kleines Schlafgedicht. Und ich denke an den Mann, der früher in dem italienischen Dorf, in dem wir oft die Ferien verbringen, an einer Ecke der Piazza selbst gemachte Lyrik an die Wand klebte.

Qualche volte vale la pena / alzare lo sguardo al cielo / per vedere / il volo delle rondini, was übersetzt so lauten könnte: Manchmal lohnt die Mühe / den Blick zum Himmel zu heben / um den Flug der Schwalben / zu sehen.