Ist der Punkt am Ende?

Zum Schluss eines Satzes kommt der Punkt, klar. Doch die Generation Z nutzt ihn nur ungern. Unser Kolumnist versucht, das zu verstehen und entdeckt ein Satzzeichen, dem eine große (!) Karriere bevorsteht.

Illustration: Dirk Schmidt

Immer habe ich gedacht: Ein Punkt ist ein Punkt, mehr nicht. Punkt. (In der Grammatik jetzt. In der Geometrie oder der Musik sieht es anders aus, da kann ein Punkt vieles bedeuten, und beim Sport bewahrt er dich vor dem Abstieg oder bedeutet die Meisterschaft.) Ein Punkt steht am Ende eines Aussagesatzes. Auch kann er z. B. eine Abkürzung markieren. Man kann Ziffern damit ordnen und gruppieren, 100.000.000 ist übersichtlicher als 100000000. Und, natürlich: Ein Punkt am Ende einer Zahl macht sie von einer Ziffer zur Ordnungszahl, Wilhelm II. ist Wilhelm der Zweite und nicht Wilhelm zwei.

Wie gesagt, mit dem Punkt schien mir alles einfach zu sein. Nun lese ich aber im Telegraph, die Generation Z (Leute in den Zwanzigern also, die mit Smartphones, SMS und all den anderen Kurznachrichten aufgewachsen sind) betrachte den Punkt anders. Bei ihnen sei er aus der Mode gekommen, ja, zum Symbol einer gewissen Verärgerung, Genervtheit, sogar passiver Aggressivität geworden. Eine SMS zum Beispiel beenden die Leute nicht mehr mit einem Punkt. Sie hört einfach auf

Ist das nicht interessant? Aus dem . ist ein »emotion marker« geworden, wie der Linguist David Crystal sagt. Er drückt ein Gefühl aus – warum das denn? Weil in der Welt der short messages, die einen erheblichen Teil unserer Kommunikation ausmacht, jene Gefühle, die man sonst im Gesicht oder an der Körperhaltung erkennt, anders transportiert werden müssen. Dafür gibt es eine Menge von Emoticons: Herzchen, Küsschen, Zorngesichter, Lachtränen. Aber unsere guten alten Satzzeichen sind schneller zur Hand, vor allem, wenn man sie weglässt.