Jetzt mal ein Text, in dem es um Vornamen geht, um einen vor allem, Manfred, kurz Manni, oder auch: Mani.Frau W. aus dem Remstal schreibt, sie habe ihrem nun acht Jahre alten Sohn im Verlaufe seines Lebens gefühlte 2920 Mal zum Einschlafen dieses Lied vorgesungen:»La-le-luNur der Mann im Mond schaut zuWenn die kleinen Babys schlafen.Drum schlaf auch du.«Und nun, schreibt Frau W., nach so vielen Jahren, habe ihr Sohn eines Abends gefragt, warum der Mond eigentlich Manni heiße, in dem Lied: Manni Mond.Zweitens eine Geschichte über einen, der nicht Manni heißt, nicht mal Mani: Frau B. aus Köln flog mit einer Freundin nach Tibet. Kaum dort gelandet, »müde, aufgeregt und besoffen von der Höhenluft, finden wir uns umzingelt von einem Haufen Leute, erwartet hatten wir nur unseren Guide. Bevor ich begreife, was los ist, schnappt einer meine Tasche, wir trotten dem Reiseführer hinterher zu einem Jeep, der Mann wuchtet meine Tasche hinein, zeigt wiederholt auf sich und sagt: Mani. (Ich schwöre, mit langem A).« Sie habe nicht verstanden, habe nachgefragt, schreibt B., aber der Mann sei bei diesem »Mani« geblieben. Mahni. Maaani. Sie habe angesichts der steten Wiederholung an ein Mantra gedacht, dann verwirrt-eifrig auf sich selbst gezeigt und gesagt: Gabi. Da habe der Mann unwirsch den Kopf geschüttelt und sei gegangen – und sie habe zu spät kapiert, dass es um Geld ging, money, oder wie wir Europäer eben sagen: Manni.Manfred. Nicht viele heißen heute noch Manfred. Ich habe mir die aktuellen Vornamensstatistiken angesehen, Manfred ist nicht mal mehr unter den ersten 200, die Buben heißen heute vorzugsweise Leon, Maximilian, Alexander, Paul, Tim, Finn oder Felix. Luis steht auf Platz fünf bei den Knaben, Sophie auf Rang zwei bei den Mäd-chen. Diese einfachen, kürzeren Namen scheinen mir seit Längerem im Trend zu liegen, nachdem die Leute ja eine Weile nicht genug kriegen konnten von Janine-Alexandra oder Jimi Blue oder so. Folgende Geschichte schrieben mir, leicht variiert, Herr A. aus Bonn und Herr J. aus Ahaus: dass nämlich ein Junge aus dem Kinder-garten heimgekommen sei und begeistert berichtet habe, wie gut er sich mit seinem neuen Freund verstehe.»Und wie heißt der?«, wurde er gefragt.»Püschelbär.«»Püschelbär?«Ich will es kurz machen, der Freund hieß Pierre-Gilbert.Ich habe mir dann ältere Namensstatistiken angeschaut und gesehen, dass auch Manfred seine großen Zeiten hatte, als Vorname, meine ich. 1946, 1947, 1948, 1949, 1950 stand er jeweils auf Platz sechs, überhaupt waren die Vierziger große Manfred-Jahre, bis in die Fünfziger hinein, erst 1957 kam dann der große Manfred-Einbruch, Platz 15, weiß der Himmel, was da los war, Manfred hat sich nie wieder richtig erholt von diesem Knick. Der einzige große Manfred, der mir momentan einfällt, war Manfred Manglitz, der Torhüter aus Duisburg in den Sechzigerjahren. Geburtsjahr? 1940. Sag ich doch. Vierzigerjahre.Eine schöne Geschichte schrieb mir übrigens Herr F. aus Herzogenrath. Der hat einen griechischen Arbeitskollegen, der mit Vornamen Stavros heißt und eines Tages nach Amerika reiste. Dort wurde er im Hotel nach seinem Namen gefragt. »Stavros«, sagte er, dazu noch den Nachnamen natürlich. Die Dame an der Rezeption fragte, ohne eine Miene zu verziehen, zurück: »How do you spell Starwars? Like the movie?«Ich meine, das kommt dabei raus, wenn es zur Gewohnheit wird, Kindern so komplizierte, ungewöhnliche Vornamen zu geben, dann halten Rezeptionisten selbst Starwars für eine Möglichkeit.Um noch mal auf den Mond zurückzukommen: Beim Rumstöbern bin ich auf eine Geschichte aus der nordischen Mythologie gestoßen, wonach es einen Mondgott gibt, Sohn des Riesen Mundilfari und Bruder der Sonnengöttin Sol. Dieser Mondgott fährt mit einem von Pferden gezogenen Wagen über den Himmel, begleitet von den Kindern Bil (»die Abnehmende«) und Hjuki (»der zu Kräften Kommende«), verfolgt vom Wolf Hati, der die drei am Tag des Weltuntergangs verschlingen wird. So eine Art Starwars also.Aber was ich eigentlich erzählen wollte: den Namen dieses Mondgottes in der nordischen Mythologie!Er heißt nämlich Mani. Mani Mond.
Illustration: Dirk Schmidt