Hier fünf Zeitungs-Überschriften, die ich einfach nicht vergessen kann.1. Beckstein droht mit Flucht nach Berlin.So stand es im Oktober 2005 im Münchner Merkur. Es war nämlich so, dass Herr B., falls er nicht Ministerpräsident in Bayern werden konnte, in Bayern gar nichts mehr sein wollte. Er drohte, in diesem Fall sein Bundestagsmandat anzunehmen, woraus wir lernen, dass manche Leute, die für den Bundestag kandidieren, nicht unbedingt auch in den Bundestag wollen. Sie kandidieren halt, dann schaun sie mal. Was man hat, das hat man, und etwas zum Drohen kann man immer brauchen. Auch Edmund Stoiber drohte ja damals: in diesem Fall allerdings, sein Bundestagsmandat nicht anzunehmen, falls er nicht Wirtschaftsminister werden konnte (wenn nämlich die Koalitions-Verhandlungen scheiterten). Er hätte dann Ministerpräsident bleiben müssen, womit er auch drohte – aber wem? Der SPD? Der CSU? Dem bayerischen Volk? Schließlich sollte er dann, als es mit der Kabinettsbildung so weit war, tatsächlich sogar Superwirtschaftsminister werden, wollte es dann aber doch nicht mehr. Aber Ministerpräsident blieb er auch nicht.Die Politik ist eine seltsame Welt. Und Überschriften sind manchmal tatsächlich irgendwie enthüllend.2. Schafbock fällt auf Simbacherin. Das las ich am 30. Juli 2001 in der Süddeutschen Zeitung über einer kleinen Meldung, in der berichtet wurde, ein Schafbock sei aus seiner Herde ausgerissen, auf der Flucht vor seinen Häschern aber in Panik geraten und schließlich verwirrt von einer Eisenbahnbrücke gestürzt. Er fiel auf eine 31 Jahre alte Spaziergängerin, die schwere Prellungen und Blutergüsse erlitt, während der Schafbock starb. Es ist aber nicht das geradezu unglaubliche Ereignis, weswegen ich die Überschrift nicht vergesse, sondern wegen dieses Wortes »Simbacherin« – als sei die Tatsache, dass die vom Schafbock Getroffene aus Simbach stammte, von irgendeiner Bedeutung, als habe der Schafbock einige Münchnerinnen, Landsbergerinnen und Augsburgerinnen vorbeigehen lassen, um sich endlich auf eine Simbacherin zu stürzen. Rätselhaft, nicht wahr?3.Odonkor unglücklich.Dies gab die Frankfurter Rundschau am 12. Juni 2007 auf Seite eins bekannt, was mich insofern erstaunte, als ich noch nie zuvor auf Seite eins irgendeiner Zeitung eine so lakonische Mitteilung über die Gefühlszustände eines Menschen gelesen hatte. Neben Odonkor unglücklich stand Belgien vor Regierungswechsel, darüber Deutsche Waffen sind begehrt. Aber Odonkor, der deutsche Fußballspieler, war nicht dieser Waffen oder des Regierungswechsels wegen unglücklich, sondern weil er sich in Sevilla, wo er beim FC Betis spielt, nicht wohl fühlte. Ich warte seitdem auf die Zeile Odonkor glücklich, aber nichts war zu lesen. Bis jetzt. Poor Odonkor.4. Feuchter Surfer im Meer ertrunken.Leserin K. aus Fürstenstein erinnerte sich an diese Nachricht aus den Siebzigerjahren, die sie in den Nürnberger Nachrichten gelesen hatte; jedenfalls erinnert sie sich so. Sie war damals gerade in die Nürnberger Gegend gezogen und wusste noch nicht, dass die fränkische Metropole einen Nachbarort hat, der Feucht heißt und aus dem der Surfer eben stammte. Die Alternativzeile Trockener Surfer im Meer ertrunken war also so oder so unmöglich.5. Bauern sollen mit Verstand düngen.Dies stand am 21. September 2007 in Nr. 38 der Bayerischen Staatszeitung, Leser S. aus Bayreuth zufolge jedenfalls. (Ich selbst hatte just diese Ausgabe leider verpasst.) S. knüpfte daran die Fragen: Reicht der Verstand der Bauern aus, um auch größere Felder zu düngen? Was passiert mit den Bauern, falls ihr ganzer Verstand beim Düngen aufgebraucht ist? Kann der Verstand Nitrophosphat vollwertig ersetzen? Und was ist mit den Kleingärtnern, haben die wohl zu wenig Verstand?Ich möchte antworten, dass es möglicherweise das Ende der alten Regel bedeuten würde, wonach die dümmsten Bauern die dicksten Kartoffeln haben.
Illustration: Dirk Schmidt