Analoger Spam

Früher freute sich unser Kolumnist auf den großen Berg Post, der einen nach dem Urlaub erwartete. Heute finden sich darin nur noch zwei Sorten von Briefen – und erfreulich ist leider keine davon.

Illustration: Dirk Schmidt

Ich war eine Zeit lang verreist gewesen. Im Maul des Briefkastens steckten zahlreiche Umschläge, als habe er sich überfressen. Das war ja früher immer eine Freude, so viel Post! Man wühlte das durch in Erwartung schöner Überraschungen, Berichten aus der Ferne, Liebesbrieflein, Ich vermisse Dich so sehr, Geburtsannoncen, vielleicht aber auch Nachrichten vom Tode eines alten Onkels, Von Beileidsbekundungen am Grabe bitten wir abzusehen, ach ja. Dass der überhaupt noch lebte ...

Heute lässt sich der Briefberg im Wesentlichen in zwei Kategorien teilen: erstens Rechnungen (Untergruppe Mahnungen) und zweitens etwas, das Dialogpost heißt; klein, aber fett steht das im Adressfensterchen. Bei Dialogpost muss ich immer an die Lotte in Botho Strauß’ Theaterstück Groß und klein denken, die allein in einem Hotelfoyer in Marokko über den heimischen Briefkasten nachdenkt: »Die Buchgemeinschaft schickt ihren Jahresprospekt. So. Na. Freut mich. Besser als nichts. Noch mal knapp an keiner Post vorbeigekommen.«