»Der Fisch sollte am Tag, an dem er gegessen wird, noch geschwommen sein«

Susanne Engels von der Fischzucht »25 Teiche« in Brandenburg erklärt, wie man als Laie einen guten Fisch erkennt, wie man ihn am besten zubereitet – und welcher simple Trick mit Zitrone ein Fischessen unvergesslich macht.

Foto: 25 Teiche

Susanne und Matthias Engels haben 2013 eine mehr als 100 Jahre alte Fischzucht in Brandenburg übernommen. Heute versorgen ihre »25 Teiche« die Berliner und Potsdamer Spitzengastronomie mit Saiblingen, Bachforellen oder Stören, frisch oder geräuchert. Besucherinnen und Besucher können in einigen der 25 Teiche – so heißt die Zucht, und so viele sind es tatsächlich – auch ohne Angelschein fischen und sich bei vorheriger Buchung ihren Fang im Bistro direkt vor Ort zubereiten lassen.

SZ-Magazin: Die Deutschen sind nicht die größten Fisch-Esser. Liegt das an Berührungsängsten, was Fisch und dessen Zubereitung betrifft? 
Susanne Engels: Fisch steht traditionell nicht in dem Maß auf unserer Speisekarte, wie es etwa in Frankreich, Italien oder in Asien der Fall ist. Chinesen essen pro Jahr zweieinhalb Mal soviel Fisch wie Deutsche. In der deutschen Tradition gab es früher eher klassisch Abendbrot, was unsere Esskultur geprägt hat. Deutsche Fischerei bedeutet in den Köpfen der meisten Menschen auch Seefischerei, also Kutterfischerei in Ost- und Nordsee. Die Fische, die sich Menschen früher aus Seen und Flüssen geholt haben, waren mehr ein »Arme-Leute-Essen«. Sicher kommt auch die Angst vor den Gräten dazu, und es schreckt viele ab, dass Fisch schwierig zu essen ist. In französischen Adelshäusern wurden anders als in der deutschen Tradition schon früh Abendessen mit vielen Gängen zelebriert, und die Adligen fingen an, mit Messer und Gabel zu essen, weil es so grazil und kapriziös aussah – nicht aus hygienischen Gründen. Fisch zu essen bedeutet graziles, fast chirurgisches Essen. Es geht dabei eher nicht um Nahrungsaufnahme zum Stillen des Hungers.