Was bei Wutanfällen von Kindern wirklich hilft

Viele Eltern nehmen sich fest vor, ihre Kinder nicht anzuschreien – und dann passiert es doch. Die Pädagogin Susanne Mierau erklärt, warum kindliche Wut uns so schnell an die Decke gehen lässt, und wie Eltern solche Situationen harmonischer handhaben können.

Eltern kennen diese Situation: Das Kind will im Supermarkt unbedingt Süßigkeiten oder eine Zeitschrift haben – und ist von diesem Wunsch mit Worten auch nicht mehr abzubringen.

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SZ-Magazin: Frau Mierau, eine Freundin von mir, Mutter einer Siebenjährigen, meinte kürzlich: »Eltern, die behaupten, ihr Kind noch nie angeschrien zu haben, lügen.« Was sagen Sie dazu?
Susanne Mierau:
Ich würde sagen, dass das Schimpfen hierzulande durchaus verbreitet ist. Dabei müssen wir unterscheiden, ob es eher ein Anschimpfen ist oder ein wildes, ängstigendes Gebrüll. Ob und wie oft Eltern mit ihren Kindern schimpfen oder sie anschreien, hängt von vielen Faktoren ab. Der Anthropologe David F. Nancy führt in seinem Buch The Anthropologe of Childhood beispielsweise aus, dass es zwischen den Kulturen erhebliche Unterschiede gibt in der Art, wie Erwachsene versuchen, das Verhalten von Kindern zu beeinflussen: von körperlicher Gewalt über Beschämung, Ignorieren, gemeinsamer Beeinflussung durch die Gruppe bis hin zum Argumentieren mit dem Kind. Mit der Art unseres Verhaltens verbunden sind die persönlichen Erfahrungen der Eltern, unter anderem aus ihrer eigenen Kindheit, die das spätere Verhalten gegenüber den eigenen Kindern mit prägen. Und das wiederum steht im Zusammenhang mit unserem Alltagsstress. Auch das Alter des Kindes kann Einfluss nehmen und die Zahl der Kinder im Haushalt. Beispielsweise hat eine Studie zum Erziehungsverhalten in größeren Familien gezeigt, dass bei steigender Geschwisterzahl die emotionale Wärme der Eltern abnimmt. Wir sehen also: Es ist kompliziert.