Sie hatten eine ganz gute Beziehung, die Mutter und ihr Sohn. Nicht honigsüß, aber okay. Sie hörten gemeinsam Max Goldt. Sprachen über das Leben, den Tod, Musik, Gott, keinen Gott, über Kunst und Kondomgrößen.
Seit sieben Jahren haben sie keine Beziehung mehr, die Mutter und ihr Sohn. Er ist ihr ältester, 30 jetzt. Für den Rest seines Lebens, schrieb er in einer letzten Mail, möchte er nichts mehr von ihr hören. Und dass er seine Mutter nicht mal hassen würde, sie sei ihm scheißegal.
Unvorstellbar für Eltern, ihre Kinder zu verlieren, auch, wenn sie schon erwachsen sind. Unvorstellbar, so ganz und gar abgelehnt zu werden von einem Menschen, den man geboren und aufgezogen hat. Und doch: Eins von 25 erwachsenen Kindern bricht den Kontakt zu den Eltern ab, 100.000 verstoßene Eltern sollen es in Deutschland sein, schätzen Psychologen. Tendenz steigend. Joshua Coleman, Psychologe aus San Francisco, hat sich auf das Gebiet »Elterliche Entfremdung« spezialisiert und nennt die Entwicklung eine stille Epidemie. Weil die Betroffenen nicht drüber sprechen. Aus Scham. Aus Furcht. Aus Angst vor dem Urteil der Anderen. Es muss ja was nicht gestimmt haben.
Unsere Autorin, die aus Rücksicht auf ihren Sohn ein Pseudonym gewählt hat, schreibt auf, wie es ihr geht, wenn sie an ihren Sohn denkt. Sie fragt sich, was zum Bruch geführt haben kann. Erinnert sich an die eigenen Probleme mit der eigenen Mutter. Und stellt fest, dass nach den Jahren des Schweigens selbst die Sehnsucht nach dem eigenen Kind verblasst. Sie kann nicht sagen, ob das ein Segen ist. Oder ein weiterer Grund zur Traurigkeit.
So lernt sie notgedrungen, mit diesem Schicksal zu leben. Und ist fassungslos, als etwas völlig Unerwartetes geschieht: 27 Jahre, nachdem er sich aus dem Familienleben verabschiedet hatte, taucht plötzlich der Vater ihres Sohnes wieder auf.
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