»Eine Verletzungsphase ist eine Zeit der Erneuerung«

Ein Sturz vom Rad, ein Stolperer beim Joggen – es braucht nicht viel für eine Verletzung. Und dann? Erzwungene Ruhepause, kaum Stressabbau, Identitätskrise. Ein Sportpsychologe erklärt, wie man ohne Bewegung nicht verrückt wird.

Foto: Getty Images / Tetra Images Erik Isakson

SZ Magazin: Eine falsche Bewegung, schon ist es passiert: Das Kreuzband ist gerissen, die Schulter ausgekugelt, Bänder überdehnt. Was löst eine Sportverletzung in der Psyche eines Menschen aus?
Jan Deneke: Je nach Schwere der Verletzung können Menschen zeitweise einen Orientierungsverlust erleben. Da spielt Zukunftsangst mit hinein, aber auch eine gewisse Isolierung, weil man nicht mehr aktiv am Sozialleben teilnehmen kann. Bei Profis kommen unter Umständen finanzielle Sorgen hinzu. Für aktive Menschen ist der Sport ein Teil ihrer Identität. Für sie stiftet es Lebenssinn, Skifahren zu können oder beim Surfen vom Meer umgeben zu sein. Beim Sport trifft man Menschen, kann seine Sozialkontakte außerhalb der Arbeit pflegen. Der Szenenwechsel hilft, sich geistig flexibel zu halten und neue Eindrücke zu gewinnen. Sport gibt uns die Möglichkeit, den Körper zu spüren, den Kopf freizubekommen, der Anspannung aus dem Alltags etwas entgegenzusetzen. Wenn das alles wegfällt, hat man erstmal kein Ziel mehr – außer gesund zu werden. Je nach Verletzung kann dieses Ziel in weiter Ferne sein.