Dieser Tage musste ich meinem Kleinen erklären, was ein »Luxuskonsumgut« ist. »Das ist«, habe ich gesagt und mich vor ihm aufgebaut während er auf sein Tablet starrte, »eine sehr teure Ware.« Teurer Schmuck, teure Taschen, teure Autos. »Du meinst also«, sagte er, »total überflüssige Sachen? So wie diese Uhr für dreiundvierzigtausend Euro, die wir mal im Schaufenster gesehen haben?« Ja. genau. Oder die Lederbeutel in dem Luxus-Kaufhaus, auf die sich bei einem Schlussverkauf Knäuel kreischender Frauen stürzten. »Rate mal«, hatte ich zu meinem Sohn gesagt, während ich eine Gucci-Tasche in die Luft reckte, »was die kostet?« Als er den Preis hörte, guckte er wie ich gucke, wenn sein großer Bruder mir den Preis der Fußballschuhe nennt, die er gern hätte.
Es überraschte mich also nicht die Bohne, als ich diese Woche durch eine Pressemitteilung erfuhr, dass jetzt 150 »Professionals bei ausgebuchter Luxuskonferenz über den bevorstehenden epochalen Wandel der Luxusgüterindustrie diskutieren«. Ich kann verstehen, wenn Premiumproduzenten in Aufregung sind. Denn ihnen liegt nun eine Studie vor, die bescheinigt, dass die Generation Z, also die zwischen 2000 und 2010 Geborenen, sich nicht beeindrucken lasse von Luxusmarken. Luxus würden diese jugen Leute nämlich eher mit immateriellen Werten assoziieren: Freiheit, Freizeit, Erlebnisse, so Gedöns. Wenig erstaunlich, wenn man die aktuellen politischen Entwicklungen betrachtet. Diese Jungen wollten »reisen und die Welt entdecken, finanziell unabhängig und gesund sein«, attestieren die vom »Luxury Business Day«.
Fürs Luxussegment ist diese Erkenntnis alarmierend. Weltweit zählen die Marktforscher rund 80 Millionen Menschen zur »Gen Z«, mit einer Kaufkraft von 40 Milliarden Euro. Und was, wenn die erst mal erwachsen sind? Will dann keiner mehr Hublot, Fendi und Ferrari kaufen? Weil alle auf geliehenen Bikes durch die Welt radeln, mit Jutebeuteln auf dem Rücken, und Uhren für überflüssig halten, weil: Freizeit?
Liebe Premiumbranche, ich kann Entwarnung geben. Ich habe noch ein zweites Kind aus dieser beängstigenden Generation. Es hat sich soeben in Fußballschuhe für, jetzt kann ich es ja sagen, 320 Euro verschossen. Eher würde es barfuß spielen als mit einer anderen Marke. So wie es lieber Kilometer weit zu Fuß liefe als ein Rad zu fahren, dass nicht von der angesagten Marke stammt. Auch die Kopfhörer sind alle von der angesagten Marke, die etwa zehn Mal so teuer ist wie die billigste. Und das Vorbeiröhren eines Maserati wird mit Juchzern quittiert.
Macht euch keine Sorgen, Luxusproduzenten. Falls mein Sohn mal zu Geld kommen sollte, werdet ihr viel an ihm verdienen.
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