Nur weil das Wetter beschissen ist, darf der Geschlechterkampf keine Pause machen, also steht Margarete Stokowski nach der Podiumsdiskussion mit dem Titel »Männerphantasien revisited« im Hof des Berliner Ensemble, lässt sich abregnen und diskutiert weiter, daneben ihr Freund, der Musiker Jens Friebe, und ein paar junge Frauen. Ein Schirm würde nicht zu ihr passen, zu buchhalterisch, zu vorausschauend. Es ist Februar 2019, in der Stunde zuvor, auf der Bühne, hat sie viel geschwiegen, das kommt nicht oft vor, trotzdem hatte sie das Publikum auf ihrer Seite. Die anderen redeten akademisch daher, sie war auf den Punkt, ziemlich witzig und ein bisschen unverschämt. Eigentlich wollte sie sich das anschließende Theaterstück anschauen, aber was soll’s, am Abend muss sie schreiben, vielleicht ist es besser, das Stück sausen zu lassen und gleich mit dem Reporter zu quatschen. Sie nimmt einen letzten Zug vom Joint, bläst den Rauch in den Regen, reicht ihn weiter: »Gehen wir in die ›Böse Buben Bar‹?« Es klingt wie ein Gag, aber der Laden ist um die Ecke und heißt tatsächlich so.
Die lauteste Stimme des deutschen Feminismus
Die Autorin Margarete Stokowski ist das Idol junger Feministinnen und die Hassfigur vieler »alter weißer Männer«. Wer ist diese Frau – und wie überzeugend ihr Engagement?