Mündliche Prüfung

Unser Autor hat sich vorgenommen, die deutsch-französische Freundschaft zu retten – indem er durch eine Hölle geht, der er längst entkommen war: die französische Sprache.

Die Verständigung ­zwischen Deutschen und Franzosen ist zuweilen von einem gewissen ­Unwillen begleitet.

Ich habe wieder mit Französisch angefangen. In Deutschland wird immer weniger Französisch gelernt, stand in der Zeitung, und dem will ich mich entgegenstemmen. Gerade in Zeiten wie diesen, wie man so sagt. Beziehungsweise dans une période telle que la nôtre, wie mein Französischlehrer Philippe vermutlich wollen würde, dass ich sage. Das Ganze hat jedenfalls absolut politische Gründe. Um nicht zusagen: europapolitische. Aber es gibt auch persönliche. Neulich forderte die Pariser Autorin Anne Berest in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nämlich, um die Europamüdigkeit zu überwinden, müsse man sich mit Leidenschaft auf die Sprache des Nachbarn einlassen. Nun bedeutet das französische Wort la langue nicht nur Sprache, sondern auch Zunge, so wie umgekehrt das deutsche Wort Zunge manchmal als poetisches Synonym für Sprache benutzt wird. Daher machte Anne Berest kurzerhand ein Plädoyer für mehr europäische Zungenküsse daraus.