SZ-Magazin: Nach 1918 wurden viele Menschen depressiv, die die Spanische Grippe überlebt hatten. Wie ist das zu erklären?
Wolfgang Schmidbauer: In Zeiten der Rekonvaleszenz werden viele Leute depressiv, deswegen macht man ja auch Rehabilitationen. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es außerdem unglaublich viele Umbrüche: Wer da nicht ganz fit war, war anfälliger für Depressionen. Soldaten sind das ohnehin, sie haben leicht das Gefühl, das Vaterland vergilt ihnen ihr Leid nicht. Die Integration der Soldaten im Frieden ist nach jedem Krieg ein Riesenproblem.
»Dauernde Angst macht unglücklich«
Die Spanische Grippe hat zwischen 1918 und 1920 nicht nur Millionen Menschen getötet, sondern auch viele depressiv gemacht. Könnte Covid-19 ähnliche Auswirkungen haben? Der Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer erklärt, welche Langzeitfolgen er erwartet und wie wir unsere Psyche schützen können.