Frau Traidl-Hoffmann, in Westdeutschland gab es gerade Starkregen, Überschwemmungen, mindestens 170 Tote. In Südeuropa dagegen überrollen Hitzewellen den Kontinent, in Griechenland brennen ganze Inseln, auch in Italien, Russland, den USA, weiten Teilen von Afrika und Südamerika brennen die Wälder. Überrascht sie die Heftigkeit der Ereignisse?
Überrascht kann niemand mehr sein. Es sind Katastrophen mit Ansage. Die Unwetter haben längst zugenommen, genau wie es die Klimaforschung seit Jahrzehnten voraussagt. Das Polareis schmilzt, der Jetstream erlahmt und hat nicht mehr die Kraft, die Wetterlagen wegzuschieben. Und dann regnet es mal nicht nur zwei Stunden wie aus Eimern, sondern zwei Tage. Das war kein Zusammenspiel einmaliger Faktoren – es wird noch viel häufiger kommen. Und deshalb bin ich auch echt wütend auf Politiker mit Regierungsverantwortung, die immer noch nicht handeln.
»Gesunde Menschen gibt es nur auf einer gesunden Erde«
Tausende Hitzetote, immer mehr Allergiker, West-Nil-Fieber in Sachsen: Schon heute macht die Klimakrise krank. Wie können wir uns schützen? Ein Gespräch mit der Umweltmedizinerin Claudia Traidl-Hoffmann über die Pandemien der Zukunft und das große Vorbild Frankreich.