SZ-Magazin: Immer mehr Kinder erhalten die zahnärztliche Diagnose »MIH«, die Abkürzung für die Zahnerkrankung »Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation« – umgangssprachlich »Kreidezähne« genannt. Was für eine Erkrankung ist das?
Sofia Raevskaia: Die Erkrankung MIH bedeutet eine Störung der Zahnschmelzbildung mit Schmelzdefekten bei den bleibenden Zähnen, besonders an den ersten Backenzähnen, Molaren genannt, und den Schneidezähnen, Inzisiven genannt. Wenn die ersten Molaren im Alter von sechs oder sieben Jahren durchbrechen, sehen sie fleckig aus, können eine weiche Struktur haben, im schlimmsten Fall wird kaum Zahnschmelz gebildet oder es kommt in kurzen Zeitabständen zu Zahnschmelzverlusten. Es ist übrigens nicht eindeutig festzustellen, ob es aktuell eine Häufung der Erkrankung gibt oder ob sie früher nur nicht erkannt wurde.
»Im schlimmsten Fall kommt es in kurzen Abständen zu Zahnschmelzverlusten«
Fast jedes dritte Kind in Nordeuropa ist von Kreidezähnen betroffen. Wie kann man die Kinder vor der Volkskrankheit schützen? Und was müssen Eltern von Betroffenen wissen? Ein Interview mit der Expertin Sofia Raevskaia von der Charité Berlin.