»Wenn ich in Not bin, rufe ich nach meiner Mutter«

Der Theater-Regisseur Johan Simons leitet das Schauspiel Bochum. Er will dort so Regie führen, dass es niemand merkt. Ein Gespräch über Demut, verlorenen Glauben – und die Frage, warum er seine Werke fast nie gut findet.

Wenn es Nacht geworden ist, sagt er, begegnet Johan Simons oft seinen Dämonen.

Johan Simons hat ein paar Lieblingsklamotten für die Fotoaufnahmen mitgebracht, das hatte sich die Fotografin des SZ-Magazins so gewünscht. Eigentlich sind es nur Trainingsanzüge, einer ist weiß, einer rot mit goldenen Streifen, er trägt am liebsten Trainingshosen und läuft barfuß, sagt er. Simons, 75 Jahre alt, lebt mit seiner Frau, der Schauspielerin Elsie de Brauw, mit der er zwei erwachsene Söhne hat, in einer ehemaligen Schule an einem Fluss in den Niederlanden. Von 2010 bis 2015 war er Intendant der Kammerspiele in München. Dort vermisste er die Heimat und die Familie so sehr, dass er nach fünf Jahren aufhörte, obwohl ihn die Stadt und auch das Publikum gern behalten hätten. Nun arbeitet er seit acht Jahren im Ruhrgebiet, das ist nicht so weit weg von zu Hause, erst als Intendant der Ruhrtriennale, seit 2018 leitet er das Schauspiel Bochum. Zum Interview, das auf Deutsch geführt wird, bittet er an einen kleinen schwarzen Tisch mitten im großen Proberaum.